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Februar 10, 2025

On-Premises-LLM-Übersetzung vs. Standard-Übersetzer: Eine Analyse

Veröffentlicht von Tobias Goecke (Göcke) , SupraTix GmbH (1 Monat, 2 Wochen her aktualisiert)

On-Premises-LLM-Übersetzungslösungen ermöglichen hochqualitative Fachübersetzungen, da sensible Daten ausschließlich lokal verarbeitet werden und KI-Modelle gezielt für spezifische Branchen und Unternehmensanforderungen trainiert werden können. Das garantiert höchste Datensicherheit, kontextgenaue Terminologie, konsistente Übersetzungsergebnisse und spart langfristig Zeit und Kosten. Speziell in kritischen Industrien mit hohen Sicherheits- und Compliance-Standards wird somit eine reibungslose, mehrsprachige Kommunikation auf Top-Niveau sichergestellt.

Einleitung:

Unternehmen stehen vor der Wahl zwischen On-Premises-LLM-Übersetzungslösungen (selbst betriebene, große Sprachmodelle vor Ort) und Standard-Übersetzer-Apps (typischerweise cloudbasierten neuronalen Übersetzungsdiensten wie z.B. Google Translate oder DeepL). In vielen Fällen liefern On-Premises-LLM-Lösungen qualitativ hochwertigere und präzisere Übersetzungen. Neuere Studien zeigen bereits, dass moderne LLMs wie GPT-4 die Übersetzungsqualität herkömmlicher NMT-Systeme übertreffen können. Im Folgenden werden fünf Schlüsselaspekte untersucht, um zu verstehen, warum On-Premises-LLMs oft im Vorteil sind: (1) technologische Unterschiede in der Architektur, (2) Fachkontext und domänenspezifisches Training, (3) Kontextsensitivität und Langtextverarbeitung, (4) Datensicherheit und Kontrolle sowie (5) konkrete Fallstudien und wissenschaftliche Analysen, die diese Qualitätsunterschiede belegen. Praxisnahe Beispiele illustrieren dabei die theoretischen Punkte.

1. Technologische Unterschiede zwischen LLM und klassischem NMT Architektur und Training:

Spezialisierte Large Language Models (LLMs) unterscheiden sich grundlegend von klassischen Neural Machine Translation (NMT)-Systemen in ihrer Architektur und Trainingsmethodik. Ein klassisches NMT-System ist ein spezialisierter Encoder-Decoder-Transformer, der ausschließlich auf zweisprachigen Paralleltexten trainiert wird, um Eingabesätze direkt in die Zielsprache umzuwandeln. LLMs wie GPT dagegen sind extrem große, generative Modelle (häufig Decoder-only-Transformer), die auf riesigen allgemeinen Textcorpora mit Milliarden von Parametern trainiert werden. Dadurch haben LLMs ein breiteres Sprachverständnis und weltwissen, was ihnen ermöglicht, Übersetzungen mit feinerer Nuancierung und Kontextinterpretation zu produzieren. So zeigte ein Vergleichsexperiment mit Chinese–English und German–English, dass GPT-4 als LLM sowohl in Übersetzungsqualität als auch Anpassungsfähigkeit Google Translate (ein typisches NMT-System) übertraf. Die enorme Trainingsdatenmenge und Parameteranzahl eines LLM führen dazu, dass es idiomatische Wendungen, kulturelle Anspielungen und komplexe Satzstrukturen oft besser erfasst als traditionelles NMT.

Beispiel – Idiomatik: Ein praxisnahes Beispiel ist die Übersetzung von Redewendungen. Ein standardmäßiges NMT ohne speziellen Kontext könnte etwa “to kick the bucket” fälschlich wörtlich mit “den Eimer treten” übersetzen. Ein LLM, das umfangreich im Internet gelernt hat, erkennt hingegen die idiomatische Bedeutung und gibt “ins Gras beißen” oder “sterben” als sinnentsprechende Übersetzung aus. LLMs lernen kontinuierlich aus Kontext und nutzen ihr Weltwissen, was laut Branchenanalysen dazu führt, dass sie selbst bei ungewöhnlichen Metaphern und umgangssprachlichen Wendungen eine treffsichere Übersetzung finden – Bereiche, in denen herkömmliche MT-Systeme ohne menschliches Post-Editing oft scheitern.

Qualität vs. Spezialisierung: Klassische NMT-Übersetzer wurden über Jahre hinweg optimiert, um allgemein hohe Genauigkeit bei Übersetzungen zu erzielen, und sie lassen sich für spezifische Aufgaben gut steuern (z.B. in Untertitelungs- oder E-Commerce-Kontexten). Sie arbeiten deterministischer und konsistenter für Standardphrasen. LLMs sind demgegenüber Generalisten - sie generieren Text, indem sie das nächste Wort vorhersagen, was mehr Flexibilität bringt, aber auch zu Variabilität in den Ausgaben führen kann. Ohne weitere Steuerung neigen LLM-Übersetzungen manchmal zu Unvorhersehbarkeiten (Stilwechsel, Halluzinationen von nicht vorhandenem Inhalt etc.), da sie nicht ausschließlich für Übersetzung optimiert wurden. Dennoch belegen Untersuchungen, dass LLMs bereits im Ausgangszustand sehr hohe Übersetzungsleistungen erreichen und traditionelle NMT in vielen Fällen überflügeln. Zusätzlich bieten LLM-basierte Übersetzer neue Möglichkeiten: Sie lassen sich durch Prompts interaktiv steuern (z.B. „Übersetze mit formellem Tonfall und erhalte das Ergebnis in einem bestimmten Format“), was klassische Übersetzungs-Apps so nicht erlauben. Diese Benutzerinteraktivität und Anpassungsfähigkeit ist ein technologischer Vorteil der LLM-Architektur.

Zusammengefasst nutzen On-Premises-LLM-Lösungen diese technologischen Stärken voll aus. Da die zugrundeliegende Transformer-Technologie sowohl LLMs als auch NMT antreibt, entscheidet in der Praxis die Modellgröße und Trainingsdatenvielfalt über die Übersetzungsqualität. LLMs bringen hier oft die besseren Voraussetzungen mit, um kontextreiche und qualitativ hochwertige Übersetzungen zu generieren – insbesondere wenn man sie gezielt auf die Bedürfnisse eines Unternehmens zuschneidet, anstatt nur ein generisches Online-Modell zu verwenden.

2. Fachkontext und domänenspezifisches Training

Ein entscheidender Faktor für Übersetzungspräzision ist die Beherrschung von Fachterminologie und Stil in einer bestimmten Domäne (z.B. Medizin, Recht, Technik, Finanzwesen). Standard-Übersetzer-Apps sind auf breite Anwendbarkeit ausgelegt und kämpfen oft mit Spezialbegriffen oder firmenspezifischem Jargon. On-Premises-LLM-Lösungen bieten hier den Vorteil, dass man sie mit domänenspezifischen Daten nachtrainieren oder anreichern kann, um die Übersetzungen an ein Fachgebiet anzupassen.

Firmenspezifische Anpassung: Durch Fine-Tuning eines LLM auf unternehmenseigene Übersetzungsspeicher, Glossare und Trainingsdatensätze lernt das Modell die bevorzugten Übersetzungen für Fachbegriffe und den firmeneigenen Schreibstil. Solche Anpassungen führen zu messbar höherer Präzision. NVIDIA zeigte beispielsweise, dass das Fine-Tuning eines 8-Mrd.-Parameter-LLMs mittels Low-Rank Adaptation (LoRA) auf spezifische Datensätze die Übersetzungsqualität signifikant steigert – bewertet sowohl mit BLEU- als auch COMET-Scores. In ihrem Versuch verbesserte das LLM nach Anpassung an Web-Inhalte selbst komplexe technische Sätze merklich gegenüber dem ursprünglichen Basismodell. Auch ein Wörterbuch-Vergleich illustriert den Effekt: So wurde der englische Satz “NVIDIA extends lead on MLPerf inference benchmark…” vom vortrainierten Modell nur allgemein ins Chinesische übertragen, während das auf Web-Texte feinjustierte Modell präzise den fachlichen Zusammenhang (MLPerf-Benchmark im KI-Bereich) erkannte und eine deutlich treffendere Übersetzung lieferte.

Domänenspezifische Terminologie: LLM-Übersetzungssysteme, die gezielt mit branchenspezifischen Korpora gefüttert werden, treffen die richtigen Fachwörter und Formulierungen zuverlässiger. Eine Übersetzungsagentur berichtete beispielsweise, dass das autonome Training eigener Übersetzungsmodelle auf Kundendomänen zu enormen Qualitätssprüngen führte – pro Training ein Zuwachs von 10 bis 15 BLEU-Punkten. Ein solcher Anstieg bedeutet in der Praxis, dass die maschinellen Übersetzungen nach der Anpassung erheblich näher an einer menschlichen Fachübersetzung liegen. Hinter diesen Verbesserungen steht die Möglichkeit, Qualitätsdaten und Fachwissen direkt ins Modell einfließen zu lassen. Lexcelera, ein Sprachdienstleister, nutzt z.B. eine On-Premises-Lösung (SYSTRAN Server) und kann damit eigenständig Modelle für spezifische Fachgebiete oder sogar einzelne Großkunden trainieren. Die linguistische Expertise der Übersetzer fließt so in die Engine ein – etwa durch das Einpflegen von Terminologie-Datenbanken und Styleguides - was eine enorm präzise und konsistente Übersetzung ermöglicht, die generische Übersetzer-Apps nicht leisten können.

Beispiel - Medizinische Übersetzung: In der Medizin können kleine Begriffsnuancen große Bedeutungsunterschiede haben. Ein standardmäßiger Übersetzungsdienst könnte den englischen Begriff “tissue” je nach Kontext als “Gewebe” oder “Tuch” übersetzen - ohne Fachwissen besteht Verwechslungsgefahr. Ein On-Premises-LLM, das mit zweisprachigen medizinischen Fachtexten und firmeneigenen Glossaren trainiert wurde, erkennt den Kontext (z.B. klinischer Bericht) und wählt konsistent “Gewebe” im biologischen Sinn. Studien untermauern diesen Vorteil: So konnte die Übersetzungsqualität eines LLM (Llama-2) für Englisch-Chinesisch drastisch verbessert werden, indem es mit zusätzlichen chinesischsprachigen Texten angereichert wurde. Gleichzeitig zeigte sich in einem anderen Experiment, dass ein generisches LLM (ChatGPT-3.5) in einer hochspezialisierten Domäne – hier arabische Finanztexte – ohne Anpassung zwar bereits bessere Übersetzungen lieferte als viele Basismodelle, aber von einem eigens trainierten Fachmodell (AraT5) um 19 BLEU-Punkte übertroffen wurde. Dieser Befund deckt sich mit der Erfahrung, dass Domain-Adaption der Schlüssel zu höchster Präzision ist: Werden LLMs mit nur relativ wenig zusätzlichem In-Domain-Datenmaterial weitertrainiert, schließt sich die Qualitätslücke schnell - das LLM übernimmt dann die Terminologie und den Stil der Domäne fast so gut wie ein menschlicher Fachexperte.

Fazit in diesem Punkt: Eine On-Premises-LLM-Übersetzungslösung lässt sich gezielt auf die Sprache des Unternehmens trimmen. Fachbegriffe werden konsequent richtig verwendet, Produktnamen korrekt behandelt (etwa nicht übersetzt, falls unerwünscht) und unternehmensspezifische Redewendungen konsistent angewandt. Standard-Übersetzer-Apps bieten zwar mitunter Glossarfunktionen, doch eine so tiefgreifende Integration von Fachwissen - bis hin zum Nachtrainieren der Modellgewichte - ist nur mit einer eigenen, kontrollierten LLM-Lösung möglich. Das Ergebnis sind Übersetzungen, die in Terminologie und Tonfall exakt passen und dadurch weniger Nachbearbeitung erfordern.

3. Kontextsensitivität und Langtextverarbeitung

Kontext statt Satzisolierung: Übersetzung ist mehr als die Umwandlung einzelner Sätze – der Textzusammenhang spielt eine große Rolle für Korrektheit und Stil. Standard-Übersetzungsapps arbeiten häufig satzweise. Das heißt, jeder Satz wird für sich übersetzt, ohne den vorherigen oder nachfolgenden Text zu berücksichtigen. Dadurch können Bedeutungsverluste und Inkonsistenzen entstehen: Pronomen, die sich auf ein früher erwähntes Subjekt beziehen, werden eventuell falsch aufgelöst, oder mehrdeutige Begriffe werden außerhalb des Zusammenhangs falsch interpretiert. LLM-basierte Übersetzer mit On-Premises-Bereitstellung können hingegen ganze Absätze oder Dokumente in einem Rutsch verarbeiten, da sie sehr große Kontextfenster (teilweise Tausende von Token) haben. Sie „verstehen“ den größeren inhaltlichen Bogen und erzeugen dadurch kohärentere, kontextgetreue Übersetzungen. Eine aktuelle Studie belegt genau das: Lässt man GPT-3.5 einen gesamten literarischen Absatz auf einmal übersetzen, ist die Qualität höher als bei einer Satz-für-Satz-Übersetzung desselben Textes. Bei Übersetzungen mit Absatz-Kontext traten deutlich weniger Fehlübersetzungen, Grammatikfehler und Stilbrüche auf als bei konventioneller satzweiser Übersetzung. Das heißt, der LLM-Übersetzer behielt über mehrere Sätze hinweg Konsistenz in Wahl von Zeitformen, Pronomen und Stil, während die Satz-für-Satz-Methode häufiger aus dem Takt geriet.

Kohärenz über lange Texte: LLMs excel in long-form text translation: Sie können auch bei längeren Sätzen mit verschachtelten Strukturen oder seitenlangen Texten den Faden behalten. Praktisch bedeutet dies, dass ein On-Premises-LLM z.B. einen mehrseitigen Bericht oder Vertrag vollständig übersetzen kann, ohne jeden Satz isoliert zu betrachten. Der Gewinn zeigt sich in der Textkohärenz - Einleitungen, Mittelteile und Schluss stimmen aufeinander ab, Terminologie wird vom Anfang bis zum Ende einheitlich verwendet. Ein einfaches Beispiel: Im Deutschen gibt es für „Sie“ verschiedene Bedeutungen (Höflichkeitsform oder weibliches Pronomen) - ein LLM, das den ganzen Dialog oder Absatz kennt, wählt konsistent die richtige Übersetzung im Kontext (vielleicht „you“ vs. „she“ im Englischen), während ein Satzübersetzer ohne Kontext hier Fehler machen könnte. Auch stilistisch bleiben LLM-Übersetzungen homogener: Wenn am Anfang eines Dokuments ein förmlicher Ton festgelegt wird, hält das LLM diesen Ton durch, statt mitten im Text ins Umgangssprachliche zu wechseln (ein Risiko bei stückweiser Übersetzung).

Kulturelle und implizite Kontexte: Über den linguistischen Kontext hinaus berücksichtigen LLMs eher kulturelle Konventionen und implizites Hintergrundwissen, wenn sie ganze Texte verarbeiten. Freie Übersetzungsdienste „wissen“ in der Regel nichts über den kulturellen Rahmen, in dem ein Text steht - so warnen z.B. Datenschützer, dass solche Tools Kontext und Kultur nicht mitübersetzen können, was zu unklaren oder unangebrachten Übersetzungen führen kann. Ein LLM, das auf umfangreichen Textmengen aus verschiedenen Kulturen trainiert ist, erkennt eher, wann z.B. eine förmliche Anrede, idiomatische Redewendung oder kulturelle Referenz vorliegt, und kann sie entsprechend umschreiben, statt wortwörtlich zu übersetzen. Ein anschauliches Beispiel für kulturellen Kontext: Eine Übersetzungs-KI ohne erweiterten Kontext könnte beim Satz “He greeted with a deep bow” einfach „Er grüßte mit einem tiefen Bogen“ ausgeben - was im Deutschen unverständlich ist. Ein kontextsensitives LLM versteht die Geste und übersetzt sinnrichtig mit „Er begrüßte sein Gegenüber mit einer tiefen Verbeugung“, was kulturell korrekt und verständlich ist.

Beispiel - Konsistente Fachbegriffe: Bei technischen Handbüchern ist es wichtig, dass ein bestimmter Begriff überall gleich übersetzt wird. Angenommen, ein englisches Dokument verwendet abwechselnd „car“ und „automobile“; ein kontextblinder Übersetzer könnte mal “Auto”, mal “Automobil” oder “Wagen” nutzen, was den Leser verwirrt. Ein LLM, das den gesamten Text sieht, erkennt, dass diese Begriffe synonym verwendet werden, und könnte sie einheitlich (z.B. immer als “Auto”) übersetzen, um die Konsistenz zu wahren. Unternehmensinterne LLM-Lösungen können hierzu auch Vorgaben bekommen (etwa durch ein Wörterbuch oder Prompt), welche Variante zu bevorzugen ist. Dokumentenweite Konsistenz ist ein bekannter Schwachpunkt bei Satz-für-Satz-Übersetzungen – Untersuchungen zeigen, dass LLM-Dokumentübersetzer deutlich weniger stilistische Inkonsistenzen produzieren. Damit liefern On-Premises-LLMs kohärentere Übersetzungen, die bei Lesern den Eindruck erwecken, als stammten sie aus einer einheitlichen Feder.

4. Datensicherheit und Kontrolle

Sensible Daten schützen: Ein großer Vorteil von On-Premises-Lösungen besteht darin, dass alle Daten im Haus bleiben. Bei Cloud-Übersetzern (ob kostenlos oder SaaS) werden Texte zur Verarbeitung an einen externen Server geschickt. Das birgt Datenschutzrisiken, insbesondere wenn vertrauliche oder personenbezogene Informationen übersetzt werden sollen. Tatsächlich gelten unbedachte Übersetzungen über freie Online-Dienste heute als potenzielle Datenlecks: Sobald man einen Text bei Google Translate & Co. eingibt, teilt man seinen Inhalt mit dem Diensteanbieter und oft der ganzen Internet-Infrastruktur. Viele kostenlose Dienste behalten sich sogar vor, die eingegebenen Texte zur Verbesserung ihrer Engine weiterzuverwenden - man gibt de facto die Rechte am Text aus der Hand. So etwas ist für sensible Dokumente (Vertragsentwürfe, Personaldaten, Geschäftsgeheimnisse etc.) ein No-Go. Radboud University beispielsweise warnte 2023, dass selbst kurze E-Mails, via Gratis-Übersetzer geschickt, vertrauliche Details preisgeben könnten, da die Inhalte auf Servern Dritter landen. Mit einer On-Premises-LLM-Übersetzung entfällt dieses Risiko vollständig: Die Verarbeitung passiert lokal in der geschützten IT-Umgebung des Unternehmens, ohne dass Daten nach außen gelangen. Unternehmen aus streng regulierten Branchen (Banken, Gesundheitswesen, staatliche Stellen) wählen aus Compliance-Gründen daher oft eine eigene MT-Infrastruktur.

Kontrollierte Umgebung: On-Premises bedeutet auch, dass sämtliche Aspekte der Übersetzung kontrollierbar und konfigurierbar sind - von der Zugriffsberechtigung bis zur Modellanpassung. Nur autorisierte Personen und Systeme innerhalb des Unternehmensnetzwerks greifen auf die Übersetzungsfunktion zu, was unautorisierte Nutzungen ausschließt. Zudem lassen sich Logging und Monitoring so einstellen, dass keine Übersetzungsanfragen unerwünscht protokolliert oder gar abfließen. Dieser Grad an Kontrolle ist bei öffentlichen Cloud-APIs nicht gegeben. Ein weiterer Punkt ist die Modellversion und -aktualität: Bei cloudbasierten Apps kann sich der zugrunde liegende Übersetzungsalgorithmus ändern, ohne dass man es beeinflussen kann - was manchmal zu veränderten Übersetzungsergebnissen führt. Mit einer On-Prem-Lösung kann ein Unternehmen entscheiden, wann ein Modell-Upgrade erfolgt und es vorher ausgiebig testen, um sicherzustellen, dass es den Qualitätsansprüchen genügt.

Individuell steuerbare Feinabstimmung: Vielleicht der größte Pluspunkt ist die Möglichkeit zur individuellen Feinabstimmung. Cloud-Übersetzungsdienste bieten allen Nutzern weitgehend dieselbe Engine - abgesehen von kleineren Anpassungsfeatures wie Glossaren oder Formaleinstellungen. Hingegen kann ein On-Premises-LLM bis ins Detail auf die Anforderungen des Nutzers abgestimmt werden. Will man z.B. eine unternehmenseigene Stilrichtlinie umsetzen (etwa immer in der „Sie“-Form übersetzen, bestimmte Phrasen vermeiden, oder einen bestimmten Ton treffen), kann man das Modell gezielt darauf trainieren oder entsprechende Anweisungen fest im System hinterlegen. Solche maßgeschneiderten Übersetzungsprofile sind in der Cloud nur mit erheblichen Aufwänden oder gar nicht realisierbar. Die On-Prem-Lösung erlaubt iterative Verbesserungen: Findet man einen systematischen Fehler oder einen unerwünschten Begriff in den Übersetzungen, kann man kurzfristig nachbessern – sei es durch zusätzliche Trainingsdaten, Regelwerke oder Prompt-Anpassungen. Dadurch entsteht mit der Zeit eine Übersetzungsmaschine, die genau auf die eigene Organisation zugeschnitten ist.

Beispiel – Sicherheitsvorfall vermeiden: Ein berühmtes Negativbeispiel für Datenleck via Übersetzung ist der Statoil-Fall. Das norwegische Öl- und Gas-Unternehmen nutzte 2017 den kostenlosen Dienst Translate.com für interne Dokumente – und musste später feststellen, dass vertrauliche Kundendaten (inklusive Benutzernamen und Passwörtern) über Suchmaschinen auffindbar wurden. Solche Vorfälle unterstreichen, warum Datensicherheit bei Übersetzungen ernst genommen werden muss. On-Premises-LLM-Systeme verhindern dieses Risiko, da keine externen Verbindungen nötig sind. Ähnlich erkannte Samsung, dass Mitarbeiter Quellcode über öffentliche KI-Dienste teilten, was zur Firmenrichtlinie führte, generative KI nur noch on-prem oder gar nicht zu nutzen, um Datenabfluss vorzubeugen (eine branchenweit häufig gezogene Konsequenz). Auch Marktforscher betonen: In Sektoren mit strengen Datenschutzauflagen wächst die Nachfrage nach LLM-Tools on-premises, um die Vorteile von KI nutzen zu können, ohne Regulierung zu verletzen.

Schließlich bietet die Kontrolle über das eigene LLM noch einen Privacy-by-Design-Vorteil: Anders als bei öffentlichen LLMs, die auf unüberschaubar breiten Trainingsdaten basieren (ein Sicherheitsanalyst nannte ChatGPT & Co. einen „Datenschutzalbtraum“ aufgrund unklarer Herkunft und Nutzung von Daten), weiß man bei einem selbst betriebenen Modell genau, welche Daten hinein- und hinausfließen. Unternehmen können sicherstellen, dass nur geprüfte, DSGVO-konforme Inhalte im Training verwendet werden und dass das Modell keine ungewollten Ausgaben generiert, die auf sensiblen Trainingsdaten basieren. Diese Datenhoheit und Transparenz gibt es nur, wenn man die Lösung in den eigenen vier Wänden behält.

5. Fallstudien und wissenschaftliche Analysen:

Qualitätsnachweis Zahlreiche Studien und Praxisberichte untermauern die Qualitätsvorteile von On-Premises-LLM-Übersetzungslösungen gegenüber herkömmlichen Übersetzungs-Apps. Im Folgenden einige Belege aus Wissenschaft und Industrie:

• LLM vs. NMT Leistung: Eine wissenschaftliche Untersuchung (2024) verglich GPT-4 mit Google Translate und fand heraus, dass GPT-4 in Übersetzungsqualität und Anpassungsfähigkeit überlegen war. Die Autoren bestätigten die Hypothese, dass LLMs exzellente Übersetzer sind und ein traditionelles NMT-Modell übertreffen konnten – insbesondere durch geschicktes Prompting und Fein-Tuning auf thematisch relevante Korpora.

• Dokumentkontext-Übersetzung: In einer akademischen Studie über literarische Übersetzungen zeigte sich, dass ein LLM (GPT-3.5) bei Absatz- oder Dokument-weiser Übersetzung signifikant weniger Fehler machte als eine Satz-für-Satz-NMT-Übersetzung. Konkret begingen die LLM-Übersetzungen weniger Fehlübersetzungen, Grammatikfehler und stilistische Inkonsistenzen. Dies demonstriert, dass LLMs den größeren Kontext effektiv nutzen können, um qualitativ bessere und kohärentere Ergebnisse zu erzielen.

• Unternehmensfall BMW: Ein Bericht von AWS über den Einsatz von Amazon Translate beim BMW-Konzern illustriert, wie kundenspezifische Anpassungen die Übersetzungsqualität steigern. BMW nutzt ein Feature zur aktiven Anpassung, um eigene Daten (Terminologie, bevorzugter Stil) einzubringen – damit konnte der Automobilhersteller die Übersetzungen auf den firmeneigenen Ton und Fachwortschatz trimmen und die Qualität der Ausgangstexte deutlich verbessern. Dies zeigt, dass selbst bei Cloud-Lösungen die Domänenanpassung der Schlüssel zur Qualität ist; on-prem ließe sich ein vergleichbarer Effekt durch direktes Modelltraining erzielen.

• Übersetzungsdienstleister Lexcelera: Die Übersetzungsagentur Lexcelera berichtet in einer Fallstudie, dass sie dank einer On-Premises-NMT/LLM-Lösung (SYSTRAN) autonom Modelle trainieren kann, um spezifische Kundenanforderungen zu erfüllen. Dabei wurde eine Qualitätssteigerung von 10–15 BLEU-Punkten pro Training erzielt - ein enormer Fortschritt, der zu deutlich weniger Nachbearbeitung durch menschliche Übersetzer führte. Die Möglichkeit, eigene Daten, Glossare und Korrekturen einzuspeisen, erwies sich als Game-Changer für die Übersetzungsqualität.

• Wissenschaftliche Evaluation der Anpassbarkeit: Forschungsarbeiten haben die Domain-Adaptivität von LLMs nachgewiesen. So verbesserte sich die Übersetzungsleistung eines open-source LLM (Llama-2) auf Chinesisch signifikant, als es mit zusätzlichen chinesischen Textdaten weitertrainiert wurde. In einem anderen Fall gelang es, ChatGPT-3.5 mit nur 2000 speziellen Satzpaaren aus dem Finanzbereich so zu justieren, dass seine Übersetzungen in diesem Bereich qualitativ an spezialisierte Systeme heranreichten. Diese Befunde belegen wissenschaftlich, dass On-Premises-LLMs durch gezieltes Training und Kontextnutzung sprunghafte Qualitätssteigerungen erreichen können, die über das hinausgehen, was generische Übersetzungsdienste leisten.

Zusammenfassung (Fazit):

Die Kombination aus modernster LLM-Technologie und unternehmensspezifischer Feinabstimmung führt zu Übersetzungsergebnissen, die präziser, kontextgetreuer und stilistisch passgenauer sind als die einer Standard-Übersetzer-App. On-Premises-LLM-Lösungen nutzen ihre umfangreiche Sprachkompetenz, um Nuancen und größere Zusammenhänge zu verstehen, und lassen sich durch Fachdaten so schulen, dass sie die Sprache eines Unternehmens sprechen. Gleichzeitig gewährleisten sie volle Kontrolle und Datensouveränität. All dies resultiert in höherer Übersetzungsqualität – was sich in der Praxis z.B. in geringeren Nachbearbeitungskosten, konsistenter Terminologie und höherer Zufriedenheit der Endnutzer bemerkbar macht. Wissenschaftliche Studien sowie erfolgreiche Anwendungsfälle aus der Industrie bestätigen, dass maßgeschneiderte On-Premises-LLM-Übersetzer einen deutlichen Qualitätssprung gegenüber herkömmlichen Lösungen bieten. Unternehmen, die auf solche Systeme setzen, profitieren von akkurat übersetzten Inhalten, ohne Kompromisse bei Sicherheit und Kontrolle eingehen zu müssen – ein entscheidender Wettbewerbsvorteil in der mehrsprachigen Kommunikation.

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